Pressespiegel



MERKUR 15.2.2019

Schlüsseldienst-Abzocke: Münchner berichtet von horrenden Summen - und dreister Masche

Von Franziska Kaindl

Dass ein Schlüsseldienst teuer ausfallen kann, ist vielen klar. Doch die Rechnung, die ein Münchner vor Kurzem erhielt, schießt definitiv über das Ziel hinaus.

Es ist schnell passiert: Einmal kurz unaufmerksam gewesen und schon fällt plötzlich die Tür zur Wohnung ins Schloss - und man selbst ist ausgesperrt. Einziger Ausweg - oder besser gesagt: der Weg zurück in die Wohnung - ist dann oft nur noch der Schlüsseldienst. Und gerade hier gilt es, äußerst vorsichtig zu sein.

Diese Erfahrung musste vor Kurzem erst der Münchner Achim K.* machen, der anonym bleiben will. Unserer Redaktion berichtete er von seiner ärgerlichen Erfahrung mit dem Schlüsseldienst - und warnt vor einer dreisten Masche. Seinen Schilderungen zufolge sperrte er sich ebenfalls unglücklich aus seiner Wohnung aus. Nach mehreren gescheiterten Versuchen selbst mithilfe von Plastikkarten die Tür zu öffnen, suchte er zusammen mit einer Nachbarin im Internet einen Schlüsseldienst heraus. Dabei stießen sie auf einen 24-Stunden-Service in Essen, der seinen Dienst für Preise ab fünf Euro anbot.

Dort rief Achim K. dann gegen 16 Uhr bei der angegebenen Handynummer an. Am Telefon wurde ihm zugesichert, dass die Mitarbeiter des Schlüsseldienstes binnen 20 bis 30 Minuten eintreffen und dabei keine Anfahrtskosten anfallen würden. Doch der Schlüsseldienst ließ auf sich warten - ein angeblicher Notfall mit einer anderen Wohnung wäre dazwischen gekommen und so kamen die Mitarbeiter nach zahlreichem Hinterhertelefonieren mit vier Stunden Verspätung gegen 21 Uhr beim Münchner an.

Bei den beiden Männern vom Schlüsseldienst handelte es sich nach Angaben von Achim K. um "zwei Kolosse" - wobei einer von ihnen angeblich nur zum Anlernen dabei war, während der andere innerhalb weniger Minuten die Tür mit einem Feuerwehrpapier öffnete. Allerdings kam die Tür dabei auch noch zu Schaden, wie Achim K. berichtet. Nach getaner Arbeit folgte dann schon der nächste Schock für den Münchner - und zwar in Form der Rechnung.

Die Summer ergab sich demnach aus einer Arbeitspauschale von 29 Euro und einer Einsatzpauschale von 159 Euro - so weit so gut für Achim K. - sowie zusätzlichen Lohnkosten je Viertelstunde pro Mitarbeiter in Höhe von 79,80 Euro und einem Abendzuschlag von 79 Euro. Des Weiteren wurden auch Materialkosten und Mehrwertsteuer berechnet. Summa summarum kamen die Mitarbeiter also auf eine Rechnung von stolzen 450 Euro.

Und das, obwohl einer der Arbeiter nur zum Zusehen da war und der Abendzuschlag nur aufgrund der Verspätung nötig wurde. Zudem sah Achim K. die Lohnkosten bereits mit der Arbeitspauschale abgegolten. Dennoch bezahlte der Münchner widerwillig die Rechnung: Schließlich drängten ihn die Arbeiter geradezu zum Bankautomaten.

Für Achim K. handelt es sich hier klar um eine dreiste Masche, bei der Menschen abgezockt werden sollen. So wäre die Website richtig professionell aufbereitet gewesen, doch schon am nächsten Tag sei sie nicht mehr im Netz aufzufinden gewesen. Auch die Handynummer konnte nicht mehr angerufen werden, da sie sich nicht im Smartphone speichern ließ und nun vermutlich gar nicht mehr existiert. Auch die Rechnung selbst kam dem Münchner spanisch vor: Darauf befand sich ein Stempel der Firma mit den Worten "in Gründung". Zudem stellten sich die Männer anders als auf der Website beschrieben als "Gebäudetechnik" vor. Die Mitarbeiter seien seiner Meinung nach zwar "Fachleute" - doch für diese würde es sich lohnen, weil sie auf diese Weise "Unsummen kassieren" können.

Deshalb meldete er den Fall auch der Polizei, die sich der Sache nun annimmt. Demnach könnte es sich auch um eine Firma handeln, die deutschlandweit Aufträge annimmt, Menschen abzockt und dann den Sitz, die Website sowie Handynummern wechselt, um nicht erwischt zu werden.

Focus Money

Schwarze Schafe bei Schlüsseldiensten

Focus Money schreibt: Die Schlüsseldienste leiden unter ihrem schlechten Image. Jetzt beklagen sich sogar Firmen über ihre eigenen Konkurrenten: Jeder zweite erhebe Wucherpreise. Die Kritiker verlangen genaue Regelungen über Gebühren und Leistungen.

Schlüsseldienste beklagen sich über die überhöhten Preise vieler ihrer Konkurrenten, wie das unabhängige Online-Portal berichtet. Das schade dem Image und dem Geschäft. Um dem unfairen Treiben einen Riegel vorzuschieben, fordern die seriösen Unternehmen verbindliche Regeln für Preise und Leistungen.

Laut dem Online-Portal beläuft sich die durchschnittliche Rechnung für eine einfache Türöffnung an einem Wochentag um 14 Uhr auf 68,39 Euro. Die Spanne reiche jedoch von 40 bis 120 Euro. Um die schwarzen Schafe zu bremsen, müssten gemeinsame Standards für Qualität und Preise festgelegt werden. Das komme auch den Kundenerwartungen entgegen. Sie verlangten von Schlüsseldiensten qualifizierte Arbeit und faire Preise.

Express - 16.1.2018

1000 Opfer, 16,8 Mio. Euro Schaden
Schlüsseldienst-Mafia zockte sogar die Polizei ab

Mammutprozess gegen die mutmaßlichen Schlüsseldienstbetrüger Karl Leo S. (57) und Christian S. (39) in Kleve. Sie sollen in über 1000 Fällen bundesweit Kunden abgezockt haben mit Hammer-Rechnungen bis zu 3167 Euro. Sogar die Polizei zählt zu den Opfern.

Kaum zu fassen: Die Schlüsseldienst-Mafia war so dreist, dass sie sogar die Polizei eiskalt abzockte. Verschiedene Präsidien hatten die Monteure, die nach Auffassung der Ermittler von den beiden Angeklagten geführt wurden, für amtliche Türöffnungen engagiert. Anschließend bekamen die Behörden völlig überhöhte Rechnungen. Die wurden aus Steuermitteln beglichen!

Schaden: 16,8 Millionen Euro.

Staatsanwalt Hendrik Timmer wirft den Angeklagten bandenmäßigen Betrug vor mit einem Schaden von 16,8 Millionen Euro. Dieser Ankläger war es auch, der die Beschuldigten nach jahrelangen Ermittlungen zur Strecke brachte und große Vermögenswerte sicherstellte. Monteure nahmen teilweise weit über 1000 Euro.

Der Ankläger verlas irre Fälle, in denen Monteure alten Menschen, denen die Tür zugefallen war, weit über 1000 Euro abnahmen. Darunter auch ein Fall in Düsseldorf, wo ein Opfer für ein defektes Garagenschloss 464 Euro bezahlen musste, obwohl das Schloss nur klemmte. Der größte Hammer-Fall: ein neues Wohnwagenschloss plus Zubehör für 3167 Euro!

Das Hauptquartier des Schlüsseldienst-Imperiums saß mitten in Düsseldorf. Die Telefonzentrale dagegen in Geldern. Sie bekam alle Notrufe, die immer umgeleitet wurden. Opfer zwischen Flensburg und Passau glaubten, sie riefen einen örtlichen Schlüsseldienst an.

Augsburger Allgemeine - 10.1.2018

Das sind die miesen Geschäfte der Schlüsseldienst-Mafia

Wenn der Schlüsseldienst kommt, erlebt so mancher Kunde eine böse Überraschung - weil schnell hunderte Euro fällig werden.

Fällt die Tür zu, kann es teuer werden. Immer wieder verlangen dubiose Anbieter hunderte Euro. Ein bundesweites Netzwerk soll jahrelang Kunden betrogen haben - auch in Augsburg.

Gertrud M. (Name geändert) schämte sich so, dass sie erst Wochen später einer Nachbarin von dem Vorfall erzählte. Die 86-jährige Augsburgerin hatte ihren Wohnungsschlüssel verloren. In ihrer Not schaute sie in den Gelben Seiten nach und fand dort einen Schlüsseldienst. Der Monteur kam an jenem Wochentag im Frühjahr 2015 zu dem Mehrfamilienhaus im Augsburger Stadtteil Haunstetten und arbeitete eine knappe halbe Stunde. Dann präsentierte er die Rechnung: 703,29 Euro. Da die alte Dame nicht so viel Bargeld zu Hause hatte, fuhr der Monteur sie freundlicherweise auch noch zum nächstgelegenen Geldautomaten.

Seit vielen Jahren warnen Polizei und Verbraucherschützer vor Abzocke durch unseriöse Schlüsseldienste. Und doch werden täglich unbedarfte Kunden abkassiert. Regelmäßig melden sich bei der Polizei Opfer. Das meiste Geld wird mit überzogenen Sonn- und Feiertagszuschlägen, der angeblichen Verwendung von Spezialwerkzeugen, überteuertem Material und langen Anfahrten gemacht.

Die Kunden sind einfach nur froh, wenn sie in die Wohnung können - und zahlen.

Die unseriösen Firmen kommen mit ihrer Masche oft durch. Denn die Menschen werden geradezu überrumpelt und sind einfach nur froh, wieder in ihrem Haus oder ihrer Wohnung zu sein. Häufig unterschreiben die Kunden ein Dokument, das „Inhalt und Preis der Rechnung“ anerkennt. So wie Gertrud M. Ein bundesweites Netzwerk einer solchen „Schlüsseldienst-Mafia“ ist zuletzt aufgeflogen. Die „Deutsche Schlüsseldienst Zentrale“ (DSZ) soll ein Firmengeflecht von fast 300 Monteuren aufgebaut haben. Laut Anklage haben sie ein ausgeklügeltes System geschaffen, um über zehn Jahre hinweg Menschen abzuzocken. Die Staatsanwaltschaft hat 1009 Fälle aufgelistet.

Der Schlüsseldienst verlangte mehr als 200 Euro - für zwei Minuten Arbeit

Einer der Fälle aus den Ermittlungsakten, die bei der Augsburger Staatsanwaltschaft aufgelaufen sind, verdeutlicht, wie getrickst wurde und wahrscheinlich in vielen Fällen noch heute wird: Georg L. (Name geändert) aus Pöcking am Starnberger See schloss sich aus seiner Wohnung aus. Im Büro seiner Frau recherchierte er einen Schlüsseldienst, der mit einer Anschrift in Pöcking warb. Am Telefon wurde versprochen, man könne in einer halben Stunde da sein. Tatsächlich musste L. anderthalb Stunden warten. Es stellte sich heraus, dass der Firmensitz im rund 90 Kilometer entfernten Augsburg liegt. Dementsprechend wurde eine Fahrtkostenpauschale von 150 Euro kassiert, die Gesamtrechnung für zwei Minuten Arbeit stieg auf mehr als 200 Euro. L. erstattete Anzeige. Dabei ist er noch relativ günstig davongekommen.

Häufig bedienen sich die Abzocker eines billigen Tricks, um ganz oben in den gelben Seiten zu stehen. Sie verwenden einen Firmennamen, in dem möglichst häufig der Anfangsbuchstabe „A“ vorkommt. Einer der beiden Angeklagten nannte seinen Schlüsseldienst zum Beispiel „A.A.A. Absicherungen aller Art“. Damit war ihm ein Eintrag an erster Stelle in den Gelben Seiten sicher.

STERN TV

Weil ein Schlüsseldienst für das Türöffnen 660 Euro von einer Kundin verlangt hat, ermittelt die Polizei ...

..., ermittelt die Polizei in Baden-Württemberg wegen Wuchers. Wie die Beamten mitteilten, hatte eine 56-Jährige in Albbruck bei Waldshut ihre Wohnungstür zugezogen - den Schlüssel jedoch innen stecken lassen.

Daraufhin rief sie einen Schlüsseldienst. Erst nach 90-minütiger Wartezeit kam am Samstag ein Monteur, der dann weitere zweieinhalb Stunden brauchte, um die Tür zu öffnen. Den Angaben zufolge verlangte der Mann nach getaner Arbeit 660 Euro, die die Frau sofort per EC-Karte zahlen sollte.

Der ortsübliche Preis liegt laut Polizei aber zwischen 100 und 200 Euro. Vor dem Öffnen war keine Summe vereinbart worden. Die Frau informierte darauf die Polizei, die nun ermittelt.

Stiftung Wartentest - 16. Mai 2017

Stiftung Wartentest

Wenn ein Schlüsseldienst absurd hohe Preise für eine Türöffnung kassiert, können sich die betroffenen Wohnungsbesitzer wehren. Es gibt bereits einige Urteile, die Schlüsseldienste zur teilweisen Rückzahlung verurteilt haben, wenn sie Verbrauchern Wucherpreise in Rechnung gestellt haben. Die neueste Masche: Notdienste stehen mit der Ortsvorwahl im Telefonbuch, kommen tatsächlich aber von weit her. Müssen Verbraucher für die hohen Anfahrtskosten aufkommen?

Gericht verurteilt Schlüsseldienst

Ein Mann kommt nicht in seine Wohnung und ruft den Schlüsseldienst. Der herbeigeeilte Mitarbeiter öffnet die Tür, ohne dass vorher über die Kosten gesprochen wird. Dann der Schock: Rund 308 Euro will der Dienstleister für seine Arbeit. Der Bewohner bezahlt zunächst, geht aber danach zum Anwalt, weil er die Rechnung für zu hoch hält. Vor dem Amtsgericht Lingen (Nieder-sachsen) klagt der Kunde gegen den Schlüsselienst. Mit Erfolg: Weil vor der Türöffnung nicht über einen Preis gesprochen wurde, schulde der Bewohner nur die „übliche Vergütung“, so das Amts-gericht Lingen. Als üblich sah das Gericht in diesem Fall rund 112 Euro an. 196 Euro bekommt der Kunde zurück (Az. 4 C 529/16) Außerdem muss der Schlüsseldienst die Anwaltskosten des Ausgesperrten zahlen.

Für einfache Türöffnung sind 112 Euro üblich

Um die „übliche“ Bezahlung für eine Türöffnung zu ermitteln, orientierte sich das Amtsgericht Lingen an der Preisempfehlung des Bundesverbandes Metall (BVM). Dessen Liste sieht für eine 15-minütige Türöffnung im ländlichen Raum werktags zwischen 8 und 18 Uhr eine Pauschale von rund 76 Euro vor. Hinzu kommen pauschal 36 Euro für die Fahrtkosten. So kam das Amtsericht auf insgesamt 112 Euro.

Bei Extras darf es etwas mehr sein

Hat der Schlüsseldienst Materialosten, weil er zum Beispiel einen neuen Schließylinder einbauen muss, darf die Rechnung höher ausfallen. Die Verbandsempfehlung sieht dann einen Zuschlag von 36 Euro vor. Und wenn die Türöffnung länger dauert als 15 Minuten, wird es noch mal teurer: Für jede weitere angefangene Viertelstunde fallen laut BVM-Empfehlung zusätzlich zur Pauschale von 76 Euro im ländlichen Raum weitere 18,90 Euro an.

STERN TV

STERN TV

Als Sebastian Mateja am Sonntagmittag vor seiner Tür stand und sein Schlüssel im Schloss durchdrehte, war er auf einen Schlüsseldienst angewiesen. Offenbar war das Schloss kaputt. Doch Sebastian Mateja musste in seine Wohnung kommen: Er hatte bei seiner Freundin übernachtet und sein Kater hatte noch kein Futter bekommen. Mateja googelte kurzerhand nach einem Schlüsseldienst. "Ich habe die ersten zwei Anzeigen gesehen, 9 Euro, 24-Stunden. Das war der einzige Grund, warum ich da angerufen habe", erzählt der 32-Jährige. Es handelte sich um eine 0800-Nummer, vor der Verbraucherschützer warnen. Besser seien Nummern mit örtlicher Vorwahl. Sebastian Mateja erzählt: "Dann kam der Schlüsseldienst-Meister an und meinte, das sei ganz schnell gemacht. “Anfahrtspauschale: 189 Euro, plus Feiertagspauschale: nochmal 189 Euro“.

Dann habe ich das im Kopf kurz überschlagen und meinte: 'Ok, geht ja nicht anders'." Aufgrund seiner Notlage und dadurch, dass die Tür nicht zugefallen sondern auch abgeschlossen war, habe der Schlüsseldienst ihn wohl als "Cashcow" betrachtet, so Sebastian Mateja. Nach erledigter Arbeit überreichte der Handwerker ihm vor Ort die Rechnung über 1.888 Euro. Der Berliner traute seinen Augen kaum. "Das ist ein ganzer Batzen, dafür muss ich einen ganzen Monat arbeiten", so Mateja. Als er gegen die Summe der Rechnung protestierte, setzte der Schlüsseldienst ihn massiv unter Druck. "Dann hat er mir noch angedroht, er baut alles wieder aus und ich muss trotzdem bezahlen." Er habe sich regelrecht bedroht gefühlt. Sebastian Mateja sah sich gezwungen den Betrag zu bezahlen. Dennoch ist er empört über die Unverfrorenheit, mit der derartige Summen gefordert werden - ebenso wie die Verbraucherzentrale: "Wir haben ja oft Klagen über Schlüsseldienst, aber das ist mir noch nicht untergekommen. Das ist schon der Spitzenreiter."

"Aufschläge erfüllen den Tatbestand von Wucher"

Die Verbraucherzentralen haben in einer Umfrage ermittelt, wie teuer seriöse Türöffnungen durchschnittlich nachts, an Sonn- oder Feiertagen sind: In Bayern sind das beispielsweise 119 Euro, in Nordrhein-Westfalen 133 Euro und in Schleswig-Holstein sind es 120 Euro. Berlin schlägt mit 140 Euro zu Buche. Die enormen Aufschläge, die in dieser Rechnung aufgelistet wurden, sind Wucher, so Rechtsexperte Friethjof Jönsson. Das sei sogar strafbar. Der Handwerker des Schlüsseldienstes hatte unter anderem Mehrarbeit in Höhe von 593 Euro berechnet, weil er anderthalb Stunden für die Montage brauchte. Bei der Türöffnung habe er das Schloss komplett zerstört, so Mateja: "Während seiner Bemühungen hat er dann immer schwereres Geschütz aufgefahren." Wie teuer das am Ende dann werden würde, habe man ihm nicht mehr gesagt. Berechnet wurden der neue Zylinder, das Einsteckschloss und der Sicherheitsbeschlag anschließend mit 863 Euro. Auch Verbraucherschützer Friethjof Jönsson nennt das Abzocke – ein viel zu hoher Preis, der mit Druck durchgesetzt wurde.

Sebastian Mateja hatte den Schlüsseldienst telefonisch über gebucht, ein Briefkastenunternehmen, das die Dienstleistungen angeblich nur vermittelt. Auf seiner Rechnung steht die Adresse des Essener Unternehmens Koray T. stern TV hat die Anschrift aufgesucht. Doch dort ist gar kein Schlüsseldienst ansässig, sondern ein Mehrfamilienhaus zu finden, in dem die Schwester des Koray T. lebt. Laut Polizei wird derzeit gegen Koray T. ermittelt, zudem gäbe es mehrere Verfahren gegen Essener Schlüsseldienste.

Mehrere Fälle hatten über gebucht

Immer wieder klagen Betroffene über Unsummen, die für den Einsatz eines Schlüsselnotdienstes gefordert werden. Auffallend viele Schlüsseldienste, die weit überzogene Preise nehmen, kommen aus Essen. Ein Münchener sollte 2.470 Euro an einen Essener Schlüsseldienst bezahlen – auch er hatte über gebucht.

WAZ - Essen

Westdeutsche Allgemeine Zeitung

Polizei bestätigt Beschwerden über wild verteilte Werbeaufkleber im Stadtgebiet. Bundesverband Sicherheitstechnik warnt vor unseriösen Firmen. Immer mehr Hauseigentümer und Mieter beschweren sich über Schlüsseldienste, die zurzeit Briefkästen, Klingelanlagen und Haustüren im gesamten Stadtgebiet mit Werbeaufklebern zupflastern. Die Angaben darauf sind dürftig, sie beschränken sich auf das banale Wort „Schlüsseldienst“, eine Handynummer, ein Schlüsselsymbol und den Zusatz „24 Std“. Etliche Beschwerden sind schon bei der Polizei aufgelaufen, auch eine Anzeige ist erstattet worden. „Wir prüfen, ob hier eine Straftat vorliegt“, sagt ein Polizeisprecher.

Das Misstrauen vieler Bürger kommt nicht von ungefähr. Denn der Ruf der Schlüsseldienst-Branche leidet unter den Machenschaften unseriöser Anbieter, die ahnungslose Kunden mit Wucherpreisen übers Ohr hauen. Nur: Woher soll der Kunde wissen, ob sich hinter den im großen Stil verteilten Werbeaufklebern ein Scharlatan verbirgt? Jürgen Spermann, Geschäftsführer des Bundesverbandes Sicherungstechnik Deutschland () in Düsseldorf, mahnt die Verbraucher nicht nur in Essen zu allergrößter Vorsicht: „Normalerweise gibt ein Schlüsseldienst Name, Anschrift und Homepage an; wer dies nicht tut, ist höchstwahrscheinlich hochgradig unseriös.“

Die Kreuder Sicherheitstechnik GmbH (Himmelpforten 2a) ist ein alteingesessener Familienbetrieb in Frintrop. „In Essen gibt es 15 anerkannte Fachbetriebe, somit sind wir in jedem größeren Stadtteil vertreten“, betont Inhaber Dietmar Kreuder. Ein Merkmal für Seriosität sei, dem Kunden im Falle einer Notöffnung schon beim Anruf den Endpreis (inklusive Steuern) zu nennen. Wer in Kreuders Nähe wohne, werde etwa bei einer zugezogenen Tür – dem klassischen Notfall – mit 45 Euro zur Kasse gebeten. „Fürs restliche Stadtgebiet gilt ein Satz von 55 Euro.“

Kreuder berichtet von einer Essener Kundin, die von einem unseriösen Schlüsseldienst abgezockt wurde. „Man hatte sie mit einem angeblichen Preis von 25 Euro angelockt, aber am Ende standen auf der Rechnung 341 Euro.“ Mitunter werde auch das Doppelte oder Dreifache verlangt. Schwindelerregende Summen, die sich aus einem völlig überhöhten Grundpreis, hanebüchenen Anfahrtskosten, Spät- und Wochenendzuschlägen sowie ganz und gar unnötigen Material- kosten zusammensetzten.

Der Inhaber eines weiteren Essener Schlüsseldienstes spricht – allerdings hinter vorgehaltener Hand – ganz offen von einer bundesweit tätigen „Schlüsseldienst-Mafia“. Aus Angst vor Repressalien traut er sich nicht, seinen Namen zu nennen. Bei den wild verteilten Werbeaufklebern im Essener Stadtgebiet handele es sich seiner Meinung nach um Sachbeschädigung. „Ohne die ausdrückliche Erlaubnis des Hauseigentümers darf nicht geklebt werden.“

Dietmar Kreuder weiß von bundesweit tätigen Schlüsseldienst-Zentralen zu berichten, die am Rande der Legalität arbeiteten. Ein offenes Geheimnis: So mancher Monteur bekommt von seiner Zentrale gezielt den Auftrag, bei einer Notöffnung möglichst viel Schaden an einer Tür anzurichten – etwa nach der Devise: Je mehr kaputt ist, desto teurer die Rechnung. Jürgen Spermann vom Bundesverband bestätigt diese Praxis. „In 90 Prozent aller Fälle lässt sich eine zugezogene Tür ohne großen Aufwand und zerstörungsfrei öffnen.“

Der Sicherheits-Experte rät davon ab, im Notfall x-beliebige Nummern aus den Gelben Seiten zu wählen. Sein Tipp: „Entscheiden Sie sich für eine Firma, die vor Ort ein Ladenlokal hat und für ihre Vertrauenswürdigkeit bekannt ist.“ Leise Kritik übt er aber auch an der Sorglosigkeit vieler Kunden: „Wer vorab nicht nach dem Endpreis fragt, der muss sich nicht wundern, wenn ihm später eine Phantasierechnung vorgelegt wird.“

Neue Westfälische - 31.Mai 2016

Schlüsseldienste warnen vor Abzocke

Ausgesperrt: In den sozialen Netzwerken diskutieren Gütersloher über einen aktuellen Fall, bei dem eine Frau ihren Fehler teuer bezahlen musste.

Gütersloh. 318 Euro für fünf Minuten Arbeit – die zahlte am Samstag Julia Büter aus Gütersloh. Sie hatte sich aus ihrer Wohnung ausgeschlossen und – wie sie selbst im sozialen Netzwerk Facebook beschreibt – „aus lauter Verzweiflung den ersten Schlüsseldienst angerufen, der uns bei Google für Gütersloh angezeigt wurde“. Die Verwunderung über den Wucherpreis und die Frage nach weiteren Erfahrungen mit Schlüsseldiensten zog bei Facebook eine wahre Flut an Kommentaren nach sich.

Zum Beispiel von Sonja Omvlee. Die Gütersloherin behielt vor zwei Wochen einen kühlen Kopf, als sie sich plötzlich und unvermittelt im Pyjama vor ihrer verschlossenen Wohnungstür wiederfand. „Ich hatte den Fahrradschlüssel meiner Tochter in der Hand und nicht – wie gedacht – den Wohnungsschlüssel“, erzählt Omvlee auf Nachfrage der NW. Im Gegensatz zu Julia Büter war Sonja Omvlee aber auf der Hut: „Ich hatte vor ungefähr zehn Jahren schon einmal diese Situation erlebt und damals genau so reagiert, wie Julia Büter es beschreibt.“

Nachdem die Tür geöffnet war, habe der Handwerker knapp 300 Euro haben wollen – in bar. „Die hatte ich nicht da. Nur 90“, erzählt Sonja Omvlee. Die habe sie dann rausgegeben und über den Rest eine Rechnung zugeschickt bekommen. „In der Zwischenzeit habe ich natürlich mit Bekannten gesprochen, die mir alle sagten, die Rechnung sei viel zu hoch gewesen. Und als sie kam, habe ich sie erst mal ignoriert“, erzählt Omvlee, die aber einige Wochen später ein „Drohschreiben“ bekam, wie sie sagt. „Da wurden mir sofort rechtliche Schritte angekündigt. Ich bin damit zur Verbraucherzentrale gegangen.“

Die Dienste, die man in der Notsituation Anrufe, seien meistens die, die in Telefonbüchern und im Internet direkt oben – oft mit der Bezeichnung „AA Absicherungs- und Aufsperrdienst“ – auftauchten, weiß Jutta Hülsmann von der Verbraucherzentrale Gütersloh sofort, worum es geht. „Auch wenn dort eine Gütersloher Nummer angerufen werden kann, kommen die Dienste von weiter weg. Die Nummer wird dann umgeleitet. Und zum Beispiel mit der Anfahrt wird dann der horrende Preis gerechtfertigt.“

Das ist allerdings nicht rechtens. „Wenn ich die Nummer aus dem Örtlichen habe, muss ich davon ausgehen können, dass die Schlüsseldienste auch von innerhalb der Ortsgrenzen anreisen“, erklärt Hülsmann. Allerdings übten viele dieser fadenscheinigen Handwerker Druck auf die ausgesperrten Menschen aus.

Das können auch Ulrich Rüterbories und sein Enkel Kevin bestätigen, die einen Schlüssel- und Sicherheitsdienst am Dreiecksplatz betreiben. „Wir haben wirklich unter den schwarzen Schafen aus unserer Branche zu leiden, werden oft mit der – natürlich verständlichen – Skepsis der Menschen konfrontiert“, so Ulrich Rüterbories. Viele Kunden erzählten ihm auch von ihren schlechten Erfahrungen. „Wir hatten hier mal ein Büchlein ausliegen, in dem wir Wucher-Quittungen fürs Türöffnen gesammelt hatten. Der teuerste Fall kostete 850 Euro.“ Bei den schwarzen Schafen der Branche sei es meist nicht mit einer Türöffnung getan, für die sich die Rüterbories oftmals eigenes Werkzeug basteln, um die Tür möglichst nicht zu beschädigen. „Bei denen, die richtig abzocken wollen, werden meist absichtlich Zylinder und Schutzbeschlag zerstört. Da kann man dann ja gleich noch neue mitverkaufen. Und dann wird es richtig teuer.“

BILD - 11.12.2017

München – Gnadenlose Schlüsseldienst-Abzocker sind in München und Umgebung unterwegs

In zwei Fällen verlangten sie jeweils über 2000 Euro fürs Tür aufmachen.

Axel K. (40) aus München. „Mir hat ein Schlüsseldienst 2470,44 Euro abgenommen.“ Vorigen Dienstag stand er um 21 Uhr vor seiner Tür im Glockenbachviertel. „Das Schloss klemmte. Die Tür ging nicht auf.“ Er arbeitet als Fotograf und hatte eine teure Ausrüstung dabei. „Die musste ich in der Wohnung unterbringen.“ Reine Abzocke!

Rekord-Summe: Schlüsseldienst zockte mich um 1888 Euro ab. Rumps! Ein unachtsamer Moment und die Tür ist zu. Hilfe versprechen Schlüsseldienste: Doch dort tummeln sich viele schwarze Schafe.

Abzocke in Leipzig Ausgetrickst vom Schlüsseldienst. Als Katja B. letzten Sonntag plötzlich die Tür ihrer Wohnung zufiel, fiel ihre Wahl auf den Schlüsseldienst Key-ok. Ein teurer Fehler.

Ein Fall für den Anwalt: Schlüsseldienst gerufen, 734 Euro bezahlt! Familie Dagdelen aus Meerbusch musste einem Schlüsseldienst-Mitarbeiter 734,20 Euro in bar zahlen, damit er die Tür öffnete.

Per Smartphone suchte er nach einem Schlüsseldienst. „Ich kenne einen vertrauenswürdigen in München.“ Unter dessen Namen geriet er aber auf die Homepage “. Die Adresse ist bei Verbraucherschützern berüchtigt. Eine halbe Stunde später standen zwei Handwerker im Treppenhaus. Sie nannten keinen genauen Preis, sagten nur: „Wir können das erst am Ende sagen.“ 90 Minuten bohrten sie und hämmerten. Dann war die Tür offen. In der Küche schrieb einer der beiden die Rechnung auf. Axel K.: „Der andere stellte sich in die Tür. Ich fühlte mich bedroht. Ich dachte, ich würde meine Wohnung nicht verlassen dürfen.“ Die Rechnung wurde immer länger. Am Ende stand unten die Summe: 2470,44 Euro. „Ich habe protestiert, aber die beiden sagten, ich müsse sofort zahlen. Mit EC-Karte.“ Er tat es. An der Tür und am Rahmen sind noch die Spuren der gewaltsamen Öffnung zu erkennen.

Eine 75-jährige Frau ließ am Samstag in Wolfratshausen (Oberbayern) ihre Wohnungstür hinter sich zufallen. Drinnen: Medikamente, die sie dringend brauchte. Sie rief einen Schlüsseldienst. Nach drei Stunden war ihre Tür offen. Der Schlüssel-Mann verlangte 2100 Euro. Die Frau hatte nicht genug Geld. Er ging auf 1700 Euro runter, ließ sich mit EC-Karte bezahlen und verschwand.

Abzocke? Rufen Sie die Polizei!

Nachts allein vor der Tür – was soll man machen? Die Verbraucherzentrale Bayern gibt Tipps:

  • Bewahren Sie einen kühlen Kopf. Fragen Sie vor dem Auftrag nach einem verbindlichen Komplettpreis.
  • „Sofortzuschläge“, „Bereitstellungszuschläge“ und „Spezialwerkzeugkosten“ sind laut Urteil des Amtsgerichts Frankfurt am Main nicht erlaubt.
  • Haben Sie den Verdacht, Opfer eines unseriösen Notdienstes geworden zu sein, dann scheuen Sie sich nicht, Ihre örtliche Polizei darüber zu informieren. Die Verbraucherzentrale hat eine Umfrage unter seriösen Schlüsseldiensten gemacht und deren Preise ermittelt. In Bayern kostet eine Türöffnung tagsüber durchschnittlich 71,02 Euro. Nachts fordern die Schlüsseldienste 118,91 Euro.

In beiden Fällen war eine Vermittlungsfirma aus Essen tätig. Gegen sie ermittelt jetzt die Polizei.